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interview

🔗manuel.op.de.coul@eon-benelux.com

8/15/2001 8:38:27 AM

http://www.klassik.com/de/magazine/magazines/organ/artikel08.htm
Interview mit Gustav Leonhardt (in German).

Manuel

🔗Paul Erlich <paul@stretch-music.com>

8/15/2001 1:09:00 PM

--- In tuning@y..., <manuel.op.de.coul@e...> wrote:
>
> http://www.klassik.com/de/magazine/magazines/organ/artikel08.htm
> Interview mit Gustav Leonhardt (in German).
>
> Manuel

Can you translate the interesting points into English?

🔗manuel.op.de.coul@eon-benelux.com

8/16/2001 5:25:26 AM

Paul wrote:
> Can you translate the interesting points into English?

Oh I hate translating, let alone one foreign language to
another. OK, well it's all interesting but I'll do the part
about tuning.

-Manuel

organ: Sie erwähnten selbst bereits das
Problem der Stimmung. Man ist heute
unsicherer geworden, welche Stimmung Bach
selbst für seine Orgelwerke - und nicht
weniger auch für Das wohl temperirte
Clavier vorschwebte. Wissen Sie genaueres
darüber?

You already mentioned the problem of tuning. One is nowadays less
certain, which tuning Bach himself had in his mind for the organ
works - and no less for the WTC. Do you know more about it?

G. L.: Nein - eher immer weniger. Und man
sollte das einfach zugeben. Hat Bach nur
ein einziges Stimmungssystem sein ganzes
Leben hindurch "bevorzugt"? - Ich halte das
nicht gerade für wahrscheinlich. Indessen
zeigen sich schon in seinen frühen Werken
ständige enharmonische Verwechslungen in
der Satzstruktur. Er hat demnach zu keiner
Zeit mit der Mitteltönigkeit gerechnet,
sondern an eine Stimmung, in der alle
Tonarten gleichberechtigt Verwendung finden
können. Das bedeutet allerdings nicht
zwangsläufig, dass sein Stimmungssystem
deshalb schon gleichschwebend im modernen
Sinne war; diesen kurzschlüssigen Fehler
darf man nicht machen.

No, rather less and less. And one should readily admit this. Did
Bach prefer one single tuning system throughout his whole life? I
don't really consider this to be likely. Nevertheless in his early
works there are continuing enharmonic changes in the arrangement
structure. He therefore had at no time dealt with "meantoneness",
but with a tuning in which all keys can be employed at an equal level.
This doesn't necessarily mean that his tuning system is therefore
already equal tempered in the modern sense; this reasoning error
one should not make.

organ: War es mit Bach an der Zeit, im
Spätbarock eine universelle Skala zu
finden?

With Bach in the late baroque, was it time to find a universal
tuning scale?

G. L.: Ja, da kommen aber auch die
Orgelbauer mit ins Spiel, die die reine
große Terz einfach über alles lieben.
Solche Orgeln klingen besser und im
orgelkonservativen Italien gibt es noch bis
ins 19. Jahrhundert hinein mitteltönige
Stimmungen. In der größten Not hat man eben
mehr oder weniger aufwendige Triller oder
sonstige Verzierungen gespielt, um die
"Missstimmungen" zu überspielen und zu
verschleiern.

Yes, the organ builders also come here into play, who simply love
the pure third above anything. Such organs sound better and in the
organ-conservative Italy there are meantone tunings still until into
the 19th century. In the highest need one has even played trills and
ornamentations to veil and overplay the mistunings.

organ: Wie beurteilen Sie das neuerwachte
Interesse an den unterschiedlichen
Stimmungssytemen und den "experimentellen"
Umgang damit?

How do you judge the new awoken interest in the different tuning
system, and the "experimental" dealing with it?

G. L.: Das finde ich natürlich sehr
interessant. Gerade aus dem 18. Jahrhundert
gibt es einige Mischstimmungen, die eine
spannende Interpretation ergeben. Unter
Umständen wollte man auch gar nicht, daß
alles immer "harmonisch" klingt. Wer weiß
das wirklich so genau? Man sollte niemals
die eigenen Vorlieben und Auffassungen
einem Komponisten einfach so unterschieben,
schon gar nicht wenn er einer ganz anderen
musikgeschichtlichen Epoche angehört. Ich
habe da als Cembalist auch meine eigenen
(geheimen) Idealvorstellungen hinsichtlich
der Stimmung. Aber ich wähle am Ende immer
eine Stimmung, die in der jeweiligen
musikgeschichtlichen Epoche eines
bestimmten Komponisten zumindest möglich
war. Man muss diese Entscheidung im Umgang
mit alter Musik schon treffen. Hinsichtlich
des Cembalos trifft man ja auch eine Wahl;
da ist man jedoch viel flexibler. Ich
stimme es deshalb selbst und bei gemischten
Programmen immer ungleichschwebend.

I find that of course very interesting. Right out of the 18th
century there are certain mixed tunings, which provide an exciting
interpretation. Under circumstances one just doesn't want that
everything always sounds "harmonious". Who knows this really so
exactly? One should never simply shift one's own preference and
opinions unto a composer, certainly not if he belongs to a wholly
different music-historical era. As harpsichordist I have also my own
(secret) ideals considering tuning. But I lastly always choose
a tuning, which is at least for a certain composer in the
music-historical era at hand a possibility. One must take this
decision in dealing with old music. Concerning the harpsichord one
takes a choice, because one is more flexible anyway. I therefore
tune myself and with mixed programmes always unequally tempered.

organ: Und Sie bevorzugen dabei kein
bestimmtes System?

And doing so you favour no particular system?

G. L.: Nein, das tue ich bestimmt nicht -
jedenfalls nicht gleichschwebend.

No, that I certainly don't - in any case not equal temperament.

🔗BobWendell@technet-inc.com

8/16/2001 8:28:31 AM

Thank you so much, Manuel! This was highly interesting. I read the
original German, but my baby German was insufficient to the task.
Your translation along with the original text (thank you) enabled me
to capture the nuances of the German even though without the
translation, I was missing a lot.

A proposito, ?cual es su idioma nativo? ?Espanol?

Bob

--- In tuning@y..., <manuel.op.de.coul@e...> wrote:
>
> Paul wrote:
> > Can you translate the interesting points into English?
>
> Oh I hate translating, let alone one foreign language to
> another. OK, well it's all interesting but I'll do the part
> about tuning.
>
> -Manuel
>
> organ: Sie erwähnten selbst bereits das
> Problem der Stimmung. Man ist heute
> unsicherer geworden, welche Stimmung Bach
> selbst für seine Orgelwerke - und nicht
> weniger auch für Das wohl temperirte
> Clavier vorschwebte. Wissen Sie genaueres
> darüber?
>
> You already mentioned the problem of tuning. One is nowadays less
> certain, which tuning Bach himself had in his mind for the organ
> works - and no less for the WTC. Do you know more about it?
>
> G. L.: Nein - eher immer weniger. Und man
> sollte das einfach zugeben. Hat Bach nur
> ein einziges Stimmungssystem sein ganzes
> Leben hindurch "bevorzugt"? - Ich halte das
> nicht gerade für wahrscheinlich. Indessen
> zeigen sich schon in seinen frühen Werken
> ständige enharmonische Verwechslungen in
> der Satzstruktur. Er hat demnach zu keiner
> Zeit mit der Mitteltönigkeit gerechnet,
> sondern an eine Stimmung, in der alle
> Tonarten gleichberechtigt Verwendung finden
> können. Das bedeutet allerdings nicht
> zwangsläufig, dass sein Stimmungssystem
> deshalb schon gleichschwebend im modernen
> Sinne war; diesen kurzschlüssigen Fehler
> darf man nicht machen.
>
> No, rather less and less. And one should readily admit this. Did
> Bach prefer one single tuning system throughout his whole life? I
> don't really consider this to be likely. Nevertheless in his early
> works there are continuing enharmonic changes in the arrangement
> structure. He therefore had at no time dealt with "meantoneness",
> but with a tuning in which all keys can be employed at an equal
level.
> This doesn't necessarily mean that his tuning system is therefore
> already equal tempered in the modern sense; this reasoning error
> one should not make.
>
> organ: War es mit Bach an der Zeit, im
> Spätbarock eine universelle Skala zu
> finden?
>
> With Bach in the late baroque, was it time to find a universal
> tuning scale?
>
> G. L.: Ja, da kommen aber auch die
> Orgelbauer mit ins Spiel, die die reine
> große Terz einfach über alles lieben.
> Solche Orgeln klingen besser und im
> orgelkonservativen Italien gibt es noch bis
> ins 19. Jahrhundert hinein mitteltönige
> Stimmungen. In der größten Not hat man eben
> mehr oder weniger aufwendige Triller oder
> sonstige Verzierungen gespielt, um die
> "Missstimmungen" zu überspielen und zu
> verschleiern.
>
> Yes, the organ builders also come here into play, who simply love
> the pure third above anything. Such organs sound better and in the
> organ-conservative Italy there are meantone tunings still until into
> the 19th century. In the highest need one has even played trills and
> ornamentations to veil and overplay the mistunings.
>
> organ: Wie beurteilen Sie das neuerwachte
> Interesse an den unterschiedlichen
> Stimmungssytemen und den "experimentellen"
> Umgang damit?
>
> How do you judge the new awoken interest in the different tuning
> system, and the "experimental" dealing with it?
>
> G. L.: Das finde ich natürlich sehr
> interessant. Gerade aus dem 18. Jahrhundert
> gibt es einige Mischstimmungen, die eine
> spannende Interpretation ergeben. Unter
> Umständen wollte man auch gar nicht, daß
> alles immer "harmonisch" klingt. Wer weiß
> das wirklich so genau? Man sollte niemals
> die eigenen Vorlieben und Auffassungen
> einem Komponisten einfach so unterschieben,
> schon gar nicht wenn er einer ganz anderen
> musikgeschichtlichen Epoche angehört. Ich
> habe da als Cembalist auch meine eigenen
> (geheimen) Idealvorstellungen hinsichtlich
> der Stimmung. Aber ich wähle am Ende immer
> eine Stimmung, die in der jeweiligen
> musikgeschichtlichen Epoche eines
> bestimmten Komponisten zumindest möglich
> war. Man muss diese Entscheidung im Umgang
> mit alter Musik schon treffen. Hinsichtlich
> des Cembalos trifft man ja auch eine Wahl;
> da ist man jedoch viel flexibler. Ich
> stimme es deshalb selbst und bei gemischten
> Programmen immer ungleichschwebend.
>
> I find that of course very interesting. Right out of the 18th
> century there are certain mixed tunings, which provide an exciting
> interpretation. Under circumstances one just doesn't want that
> everything always sounds "harmonious". Who knows this really so
> exactly? One should never simply shift one's own preference and
> opinions unto a composer, certainly not if he belongs to a wholly
> different music-historical era. As harpsichordist I have also my own
> (secret) ideals considering tuning. But I lastly always choose
> a tuning, which is at least for a certain composer in the
> music-historical era at hand a possibility. One must take this
> decision in dealing with old music. Concerning the harpsichord one
> takes a choice, because one is more flexible anyway. I therefore
> tune myself and with mixed programmes always unequally tempered.
>
> organ: Und Sie bevorzugen dabei kein
> bestimmtes System?
>
> And doing so you favour no particular system?
>
> G. L.: Nein, das tue ich bestimmt nicht -
> jedenfalls nicht gleichschwebend.
>
> No, that I certainly don't - in any case not equal temperament.

🔗manuel.op.de.coul@eon-benelux.com

8/16/2001 8:20:22 AM

>A proposito, ?cual es su idioma nativo? ?Espanol?

No es: Nederlands.

> system, and the "experimental" dealing with it?
Should be: systems

> (secret) ideals considering tuning. But I lastly always choose
Should be: concerning

Sorry for the other "curved" sentences.

Manuel

🔗BobWendell@technet-inc.com

8/16/2001 9:52:43 AM

Not a problem, Manuel! The sense was perfectly clear in spite of
these insignificant errors in terms of understanding. So I find it
interesting that your name is Manuel since you are Dutch. Should have
guessed it, though, from your polylingual abilities (chuckle)! The
Dutch seem to know everyone else's language, since so few know
theirs. I'm often amazed at the level of ability in so many languages
that is common in the Netherlands.

Bob

--- In tuning@y..., <manuel.op.de.coul@e...> wrote:
>
> >A proposito, ?cual es su idioma nativo? ?Espanol?
>
> No es: Nederlands.
>
> > system, and the "experimental" dealing with it?
> Should be: systems
>
> > (secret) ideals considering tuning. But I lastly always choose
> Should be: concerning
>
> Sorry for the other "curved" sentences.
>
> Manuel

🔗Rosati <dante.interport@rcn.com>

8/16/2001 11:41:17 AM

http://www-midischool.cwru.edu/Duffin/Vallotti/

🔗HPBOHLEN@AOL.COM

8/16/2001 8:13:44 PM

Manuel,

My undivided admiration! It is certainly a blessing to be born dutch.

Heinz